Tsuko-ichiran: Die Vorgeschichte und Unterwerfung [Ryukyus]…

20tsûkô-ichiran, Maki no Ichi: Ryûkyû-kunibu 1. Heikin Shimatsu (Überblick über Auslandsbeziehungen, Band 1. Abteilung Ryûkyû, 1. Hergang der Befriedung). In: Okinawa no Rekishi Jôhô, Band 6.

Hier meine Übersetzung des Originals aus dem Japanischen.

Tsûkô-ichiran: Vorgeschichte und Unterwerfung

Untersuchen wir die Schriftzeichen des Landesnamens, steht im Chûzan Sekan “Ryukyu” 流虬 (junger Drache mit Hoernern). In der Zeit der Sui-Dynastie (581-618) gelangte Zhu Juan mit einer chinesischen Expedition nach Ryûkyû und untersuchte die geografische Beschaffenheit des Landes, welches er als wie ein zwischen 10.000 Wellen auf dem Wasser treibender Drache beschrieb. Ryûkyû wurde in Folge verschiedentlich geschrieben: Im Suishu (Annalen der Sui-Dynastie = 581–618) steht 流求, im Songshu (Annalen der Song-Dynastie 960–1279) wurde dem entsprochen, „laut dem Nantô-shi wurde in der Eiman-Zeit (5.6.1165–27.8.1166) unser Landsmann Minamoto no Tametomo [nach Ryûkyû] getrieben, […] dieses wurde Ryûkyû 流求 genannt“. Das Xīn Tángshū (Neue Annalen der Tang Dynastie, 618–907) schreibt 流鬼, das Yuánshĭ (Annalen der Yuán Dynastie, 1271/79–1368) schreibt 瑠求. In den Büchern unseres Landes (Yamato=alt-Japan) wurde es mitunter Ryûgû 龍宮 (Palast des Drachenkönigs (am Grund des Meeres)) geschrieben. Wenn von dem “unterseeischen Meerespalast” 海中龍宮城 gesprochen wird, wird dies mit Ryûkyû 琉球 interpetiert. Das Chûzan Denshin Roku 中山伝信録 verwendet das gegenwärtige Schriftzeichen. In der Zeit des Ming Hongwu (chin. Jahresdevise; 1368–1398) berichtet  aber ein gewisser Oberstaatsrat namens Uji in „Altjapanische Geschichten aus dem Volk zur Heian-Zeit“ (konjaku·monogatari 今昔物語), dass im Jahre 853 ein chinesischer Händler namens 良暉 in Ryûkyû an Land getrieben wurde.

Das Nantôshi (Aufzeichnungen über die Südinseln 南島志) schreibt, dass sich die Topographie dieses Landes von Norden nach Süden länglich zeigt, und von Osten nach Westen schmal, mit einem Umfang von etwa 300 km. “Das Ôshima Hikki schreibt, das Gebiet sei von Norden nach Süden etwa 157 km lang, von Ost nach West etwa 39,27 km breit. Gespräche über Ryûkyû erbrachten von Norden nach Süden etwa 235 km, von Ost nach West etwa 55-59 km, alles die Meilen unseres Landes berechnen“.

Die Regierung (Ôfu 王府) des Landes ist im Südwesten, in Shuri , beheimatet. Das Land hat 2 Seehäfen, im Nordosten Unten, im Südwesten Naha , und besteht aus 36 Distrikten (Magiri), nämlich Nakijin , Urasoe , Ôsato usw., sowie 36 Meeresinseln. Das Ôshima Hikki schreibt, dass Ryûkyû über 942 km von Satsuma entfernt aus im Meer liegt, das Hachijô Hikki 八丈筆記 schreibt 903 km, das Ryûkyû-dan schreibt 550 km. Fuzhou in China liegt ca. 1570 km westlich.

In Japan selbst wird Ryûkyû als Dai-Ryûkyû bezeichnet, und Ôshima wird Ko-Ryûkyû genannt. Das Ryûkyû Jiryaku 琉球事略 und das Chûryô Manroku 中陵漫録 zählen Ôshima heute zu Satsuma. Im Ôshima Hikki sind die Konversationen mit Ryûkyû-Leuten niedergeschrieben, die 1762 in Ôshima angetrieben wurden, und es zählt Ôshima zum Satsuma-Territorium.

Die Regierung des Landes wird im Chûzan Denshin-roku, im Ryûkyû-koku Shiryaku 琉球国志略 etc. so beschrieben, dass die Urahnen die Tenson-shi waren, d.h. die Nachfahren des Himmels, und die Regierung über 25 Generationen übertragen wurde. Dann erschien ein untreuer Untertan namens Riyû 利勇, der den Herrscher ermordete und sich unabhängig machen wollte. Dieser wurde dann vom Urasoe Anji Shunten angegriffen und getötet. Die Einheimischen schlugen daraufhin vor, Shunten als König einzusetzen und so die Tenson-shi abzulösen. Shunten wird als Nachfahre des japanischen Kaisers beschrieben. Er war der Sohn von Ôsato Anji Chôkô 大里按司朝公; dem Ryûkyû Jiryaku zu Folge war er der Sohn von Chinzei Hachirô Tametomo (d.i. Minamoto Tametomo), der nach Ryûkyû segelte und die jüngere Schwester des Ôsato Anji heiratete, die ihm den Sohn Shunten gebar bevor er nach Japan zurückkehrte und 1170 die ehrenvolle Selbstentleibung vornahm.

Das Ryûkyû-dan beschreibt Ôsato Anji als Tametomo’s Schwiegervater, der Tametomo die Regierung übertrat. Das Shôsai Hôshi Ryûkyû Monogatari 定西法師琉球物語 erwähnt, dass für Tametomo ein Shintô-Schrein erbaut wurde, in dem Chinzei Hachirô Tametomo verehrt wurde, und wo dessen Pfeile und Bogen noch heute aufbewahrt wird. Später, zur Zeit von Tamagusuku, kam Unordnung über das Land: Ôsato Anji war nun der König von Nanzan, Nakijin Anji der König von Hokuzan, Tamagusuku war der Herr in Shuri (richtig: Urasoe) und nannte sich selbst König von Chûzan. So wurde das Land schließlich in drei Territorien geteilt, die sich gegenseitig angriffen. Erst König Shô Hashi 尚巴志 vereinte und reformierte die drei Reiche, und diese Shô-Familie regiert noch heute. Das Mingshi schreibt, dass der Familienname “Shô” zur Zeit der Inthronisierung des Königs Eiso an Ryûkyû gewährt wurde, das Chûzan heishi-ryaku schreibt, dass dem weisen Regenten Hashi nach Einigung der drei Gebiete der Familienname “Shô” gewährt wurde; Shi Ryûkyû Roku und Ryûkyû-kuni Shiryaku jedoch nennen Hashi’s Vater Shishô als diejenige Person, die erstmals mit dem Familienname “Shô” betitelt wurde.

In Japan werden die Angelegenheiten wie folgt beschrieben: Nantôshi und Ryûkyû Zokuwa-roku erwähnen, dass im 24. Jahr der Suiko-tennô Leute aus Yaku der Südlichen Inseln nach Japan kamen und Leute von Tane, Amami, und Tokushima etc. Tribut brachten; Amami ist heute [Amami] Ôshima, Tokushima wird heute 徳島 geschrieben. Deshalb wurde Ryûkyû als tributär zu Japan erachtet. Ab der Ming-Zeit 1372 wurde Ryûkyû jedoch Herrschaftsgebiet von China und erhielt von dort die königliche Krone und Kleidung, und in der Qing-Dynastie endete der Tribut nach Japan. Das Ôta Hikki schreibt dazu: ,,zur Zeit des Shôguns Ashikaga Yoshikazu (1407-1425), am 25. Tag des 11. Monats 1415, erhielt der Shôgun Geschenke vom Ryûkyû-König.“ Das Muromachi Kiryaku, Bunkaku Nendaiki u.a. erwähnen, dass 1439 Tribut gebracht wurde. Das [Shimazu] Takahisa-ki und das Shimazu-kafu schreiben, dass am 12. Tag des 3. Monats 1441 Ashikaga Yoshinori (1394-1441) das Land Ryûkyû an Shimazu Mutsu no Kami Tadakuni gab (über den Erzbischof des Daikakuchi 大覚寺, Sonkan 尊看 [wie Ashikaga Yoshinori’s jüngerer Bruder Yoshiaki genannt wurde), und so an Satsuma gelangte. Das Kanmoto Tôdaiki, das Keichô Nenroku u.a. berichten, dass damals Ayafune genannte Schiffe Tribut nach Satsuma brachten, und das Murmachi Kiryaku und Bunkaku Nendaiki schreiben, dass 1448 Tribut gebracht wurde. Das (Shôgun Ahiskaga) Yoshimasa Kafu berichtet von Tributbringung im 7. Monat 1451. Das Kôfuki berichtet für den 13. Tag des 8. Monats 1451, das im vorigen Monat Handelschiffe von Ryûkyû in der Provinz Sattsu Hyôgo ankamen und der Militärkommissar (Shugo 守護) Hosokawa Ukyô no Taifu Katsumoto geschwind Leute entsandte, um die Handelswaren aufzulisten und 3 Magistrate zur Untersuchung entsandte. Das Chikamoto Hikki berichtet für den 7. Monat 1466 von Tributbringung, das Ikoku Raiô-ki von Tributbringung im Jahre 1583.

1590 erreichte Toyotomi Hideyoshi (Toyotomi Taikô) die Vereinigung des ganzen Landes Japans. Nantôshi und Ikoku Raiô-ki berichten für 1591 von Toyotomi’s militärischer Expedition nach Korea, und von einem vorher abgesendeten Brief mit Aufforderung zur Beteiligung an Ryûkyû-Landeskönig Shô Nei; dieser schreckte jedoch zurück und meldete die Angelegenheit an die Ming-Dynastie; daraufhin wurde die Tributbringung bis 1609 unterbrochen. Das Ikoku Hikki berichtet, dass am 27. Tag des 9. Monats 1604 der Shimazu Premierminister (saishô 宰相) Ishin (惟新, d.i. der Priestername von Yoshihiro) dem Chûzan König Shô Nei darauf hinwies, dass man entgegen der früheren Vereinbarung seit beinahe 10 Jahren nichts mehr von Ryûkyû gehört habe, dass im 9. Monat 1606 eine Krönungsgesandtschaft (Sappôshi) der Ming das Land Ryûkyû besuchen werde und das Handelsschiffe der Ming zum Handel nach Satsuma kommen sollen.

Das Ôshima Hikki berichtet, dass die Mutter des Königs Kikoe Ogimi genannt wird und die Regierungsorganisation 9 Würdenträger kennt: Söhne des Königs werden Ôji (Wansu) genannt und haben den 1. Hauptrang, Feudalherren werden Anji (Ansu) genannt und haben den 1. Nebenrang, Tenzôshi 天曹司, Chizôshu 地曹司 Jinzôshu 人曹司 (mglw. soviel wie Himmels, Erd-, und Mensch-Behörde), Minister die den politischen Angelegenheiten des Landes nachgehen werden Sanshikan Uêkata genannt und sind im 2. Hauptrang, die Minister darunter werden Uêkata genannt und tragen den 2. Nebenrang, die Pêchin genannten Militaer-Offiziere (Bukan 武官) tragen den 3. bis 7. Rang, es folgen die Satonushi genannten Pagen im 8. Rang, und schließlich die Chikudun im 9. Rang. Diese Einteilung ist an der Organsiation von Fürsten und Untertanen der Ming-Dynastie angelehnt.

In der Qing-Dynastie wurden nach wie vor die Sappô genannten chinesischen Investiturbeamten eingeladen. Die Zeremonie lief wie folgt ab: am Neujahrstag erhielt der König seine Dienstkleidung, die Tugend der früheren Jahre wurde geehrt, und zahlreiche Untertanen erhalten Gratulationsbezeichnungen. Eine solche Zeremonie wurde am 15. Tag  des 9. Monats 1606 durchgeführt, wo Krone und Kleidung entgegengenommen wurden.

Im Nantôshi, Ryûkyû-dan u.a. sind die vorgeführten Musikstücke zusammangestellt, wobei es sich um chinesische Musik sowie um landestypische Musik handelte, die sich von japanischer Musik unterscheiden. Musikinstrumente sind Bambusflöte (shô 笙), Längsflöte (hichiriki 篳篥), Flöte (fue 笛), Horn (rappa 喇叭), große Handtrommel (ôtsuzumi 大鼓).

Über die Kriminalgesetzgebung schreibt das Nantôshi, dass in Ryûkyû der Muchitsue (“Rutenstock”) zwar mitunter Verwendung findet, dass jedoch Fesseln, mit dem Schwert töten, sowie Zurschaustellung des Kopfes eines Enthaupteten, in dem man ihn an einen Baum hängte (kyôshu 梟首) und ähnliche Methoden vermieden werden.

Die Regierung befindet sich im königlichen Palast in Shuri, einem in der Ebene erbauten Schloß dessen Rückseite an einen Berg gelehnt und an allen vier Seiten mit hohen Steinmauern umgeben ist und drei Burgtore besitzt. Für Ôji, Anji, Uêkata, Pêchin etc.wurden eigene Häuser errichtet, von denen jedes mit einer Steinmauer und einer Hecke aus Bäumen und Sträuchern umgeben ist.

In Naha befanden sich die Wohnungen der Zaiban genannten Provinzwache mit Leuten aus Satsuma. Ôshima Hikki, Shôsai Hôshi Ryûkyû Monogatari und Ryûkyû Zokuwa-roku 琉球属和録 berichten, dass im japanischen Viertel von Naha Unterhaltungskunst und Literatur gepflegt wurden.

Die Entsendung von Vasallenkindern zum Studium nach China begann mit Chûzan König Sattô. Aus dieser Verbindung stammen konfuzianische Tempel und Schulen, welche die Kinder vor ihrer Reise nach China besuchten. Viele der Priester des Landes studierten auch in Japan, und unterrichteten nach ihrer Rückkehr in die Heimat die jungen Leute ab einem Alter von 13 oder 14 Jahren, so dass diese lesen und schreiben lernten. Die Verwendung von Schriftzeichen in Ryûkyû begann in der Zeit von Shunten mit dem japanischen Alphabet Iroha. In der Kalligrafie verbreitete sich das japanische Ôhashi-ryû 大橋流 und auch Tamaki-ryû 玉置流 wurde studiert. Katakana und Hiragana verbreiteten sich im ganzen Land bei hohem und niederem Volk.

Pfeil und Bogen, Katana, und Speer stammen aus japanischer Produktion. Auch die Komposition von Gedichten (waka), die Teezeremonie, das Go-Spiel sowie andere unterhaltende Künste wie Nô-Gesang, Ikebana, Tanz, Koto, Shamisen etc., represäntieren im groben die Japans. Sanchin mit Gesang wurde in Ryûkyû begonnen und die chinesische Fidel (hugong 鼓弓) wird in Ryûkyû hergestellt.

Kinder wurden am 7. Tag nach ihrer Geburt nach Kumemura gebracht um einen Kindesnamen zu erhalten (Das Ôshima Hikki berichtet: In der Ming Zeit kamen 36 Akademiker (Gakushi学士) aus Fukushû nach Ryûkyû und ließen sich in Kumemura nieder, und auch deren Nachkommen gaben die Literatur weiter.) Dieser Name wird anders gelesen als japanische Namen. Kindesnamen für Jungen enthielten die Silben Oi , Doko , Omo und Jirô, Mädchennamen enthielten Matsu , Kane , Tama , und Jiru . Ryûkyû-dan und Ryûkyû-jin Hyôryû Bunken Zusetsu berichten, dass die jungen Männer damals bei der Zeremonie zum Erreichen des Mannbarkeitalters ihre Haare schlangenförmig zu einem Haarknoten zusammenrollten und einen langen, Kanzashi genannten Haarpfeil zur Fixierung hineinsteckten, und zwar umgekehrt von unten nach oben, so dass das Ende über der Stirn stand. Als Erwachsene dann erhielten sie ihre spezielle Kopfbedeckung, das Hachimaki, rasierten sich das Scheitelhaar und ließen nur einen kleinen Haarknoten übrig, der mit kurzen Haarpfeilen befestigt wurde. Die Rasur des Kopfhaars stammt aus der Ming-Zeit. Töchter aus sozial hochstehenden Familien verwendeten goldene und silberne Haarpfeile, Frauen von Bauern oder Händlern verwendeten aus Schildkrötenpanzer gefertigte Nadeln (das Ôshima Hikki berichtet, dass die Frauen dieses Archipels Tätowierungen auf ihren Handrücken tragen), und Ryûkyû-dan, Ôshima Hikki u.a. berichten, dass die Menschen des Landes sehr gottesfürchtig sind. Ihre Götter sind der Meeresgott, der Himmelsgott, die himmlische Kaiserin (Tenpi 天妃), und in den Schreinen dienen Dutzende Tempelmädchen; dies ist vergleichbar mit unseren Schreinen in Ise, Kumano, Hachiman und Tenma etc. Laut dem Chûzan Denshin-roku sind die vorhandenen Sekten diejenigen der Rinzai-Schule und der Shingon-Schule.

Das Klima des Landes ist wärmer als in Japan. Chûzan Denshin-roku und Ryûkyû-kuni Shiryaku berichten, es liegt vom Nordpol 26° 10” 3′ [二十六度二分三釐. Die Koordinaten sind einigermaßen korrekt für Ryukyu = 26 30 N 128 00 E]. Das Ôshima Hikki berichtet, dass vom 10. bis zum 3. Monat Winterkleidung getragen wird und vom 4. bis zum 9. Monat Sommerkleidung.

Das Ryûkyû-dan berichtet: im 9. und 10. Monat wird der Reis geplanzt, im 10 bis 11 Monat auf’s Hauptfeld umgesetzt, und im 5 Monat des Folgejahres geerntet. Natsuyama Zatsudan und Yûhisei Satsuki berichten, dass in einem Jahr 5 Getreidesorten heranreifen. Chûzan Denshin-roku, Nantôshi u.a. nennen als Landesprodukte hauptsächlich Baumwolle, Hanf, Bananenstaude, desweiteren Sake, Rohzucker (brauner Zucker), wilde Kartoffel, Sagopalme, Tatami, Arzneimittelgrundstoffe bzw. Kräutermedizin, Perlmuttarbeiten, “roter Lack”-Arbeiten usw.

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