Bushi Higa, in Ryukyu Shinpo, 21. Januar 1914

08here’s one snippet from my archives. It’s one of the oldest newspaper articles on Karate.

Transliterated and translated (to German) by me.

Ryūkyū Shinpō, 21. Januar 1914

Bushi Higa

Als diese Zeitung die Artikelserie „Okinawa no Bugi“ von Herrn Shōtō (Funakoshi Gichin) und dessen Gesprächen mit Asato Okina (Asato Ankō) veröffentlichte, verfolgten dies die Leser seinerzeit mit grossem Interesse. Dies ermunterte uns, das Bushidō weiter zu untersuchen, und so stellen wir hier zwei bis drei Anekdoten zu Bushi Higa vor.

Bushi Higa war der Vater von Higa Toku, dem früheren Schuldirektor von Urasoe, und laut den Gesprächen mit Asato Okina[1], war er ein berühmter Karate-Meister[2]. Zu seiner Zeit gab es unter den Leuten von Shuri und Naha niemanden, der ihn nicht kannte. Im Alter von 16 Jahren wurde er beim großen jährlichen Tauziehen zum Fahnenträger des östlichen Teams gewählt. Obwohl über die Fahnenträger beim Tauziehen gesagt wird, dass dies ausschließlich Leute von großer Körperkraft sein müssen, vollbrachte Higa diese Aufgabe, obwohl er ein erst 16 Jahre alter Junge war.

Higa studierte Karate [Tōdī] bei dem Chinesen Waishinzan, und ergründete schließlich das letzte Geheimnis dieser Kunst. Zu dem Zeitpunkt, als die Krönungsgesandten aus China zur Investitur des Königs von Ryūkyū kamen, führte er mit den Chinesen Wettbewerbe in den Fertigkeiten dieser Methode durch, und sie zeigten sich erstaunt über seine außergewöhnliche Geschicklichkeit.

Bushi Higa, Ryūkyū Shinpō, 21. Januar 1914

Zu jener Zeit gab es Naha die Gemeinden Nishi, Higashi, Izumisaki, Wakita, Kumoji, Fukaji usw., die sich mitunter gegenseitig anfeindeten. Besonders zwischen Nishi und Higashi herrschte eine erbitterte Feindschaft. Zum Zeitpunkt des großen Tauziehens gehörten Streit und Handgemenge dazu, und es war nicht immer möglich, diese ohne Weiteres zu beenden. Im Alter von etwa dreißig Jahre nahm Higa am Tauziehen in Kume teil, wo der übliche Streit ausbrach. Da Nishi und Kume ihre Truppen vereinigt hatten, und die Gefahr bestand, dass Higashi umzingelt und angegriffen wurde und so in die Falle geriet, dachte sich Bushi Higa sogleich einen Plan aus. Higashi richtete sich beim Angriff nach einer Seite gegen die Kume-Truppen aus und schlug sich eine Bresche hindurch. Wohlbehalten der Gefahr entgangen, stimmte Higashi auf dem Heimweg ein Siegeslied an. Dass Higa dabei einen Vorderzahn einbüßte zeigt, dass es sich damals tatsächlich um einen heftigen Kampf gehandelt hat.

Man sagt, die Schüler jener Zeit stellten ihre Bujutsu-Lehrer auf die Probe, was ein in der Öffentlichkeit wenig bekannter Sachverhalt ist. Higas bester Schüler war Shimabukuro Pēchin. Dieser lud Higa eines Tages zum Feiern in das Tsuji-Viertel ein, um dort persönlich Higa auf die Probe zu stellen. Higa ahnte nichts von dem Plan seines Schülers, der ihn dauernd ermutigte, schneller zu trinken. Schließlich machte sich Higa betrunken auf den Heimweg. Als er das Tor bei Nakamichi no Ue erreichte, ging plötzlich jemand von hinten mit einem Schlag auf ihn los. Higa fuhr ob des Überraschungsangriffs herum und sah einen großen Mann, dessen Gesicht mit einem Handtuch bedeckt war und einer Faust, so hart wie eine Kreiselschnecke[3]. Auf der Stelle wieder nüchtern ging Higa in Positur, parierte die Schlaghand des großen Mannes mit rechts, und parierte mit links, und wendete schließlich als letztes einen geheimen Trick an, um den großen Mann zu werfen, der so auf den Kopf fiel. Der große Mann merkte langsam, dass er in Lebensgefahr schwebte, riss sich das Handtuch vom Gesicht und entschuldigte sich vielmals für seine Grobheit. Seinen eigenen Schüler Shimabukuru erkennend lächelte Higa und sagte „Von jetzt an wirst du Respekt haben“.

[1] Dort wird er „Higa aus Kunenboya“ genannt, mit der Bemerkung, dass er der Vater des heutigen Higa Toku war.

[2] Bushi

[3] 蠑螺 gemeint ist wohl die extreme Härte des Operculum, auch Shiva-Auge genannt

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